FAQ

Erfahrungsgemäß gibt es immer viele Fragen zur Wiederbelebung. Hier haben wir die häufigsten Fragen gesammelt. Falls euch noch eine Frage unter den Fingern brennt, schreibt uns gerne!

Wann stabile Seitenlage? Wann Herzdruckmassage?

Die stabile Seitenlage wird oft in Erste-Hilfe-Kursen als allerwichtigste Maßnahme vermittelt. Ersthelfer nennen sie oftmals als erste Maßnahme in jedem Fall, vor allem wenn es um eine bewusstlose Person geht.

Hier ist jedoch entscheidend, dass bevor der Patient in die stabile Seitenlage gebracht wird die sichere selbstständige Atmung überprüft wird. Nur ein Patient, der auch sicher selbstständig atmet, wird auf die Seite gelegt. Warum ist das so? Die Seitenlage dient dazu, die Atemwege einer atmenden Person vor zurückfließendem Mageninhalt zu schützen, indem der Kopf überstreckt wird und der Mund der tiefste Punkt des Körpers wird.

Atmet eine Person nicht oder nicht normal, muss sofort mit der Herzdruckmassage (und falls man es kann eine zusätzliche Beatmung) begonnen werden!

Also zuerst überprüfen ob der Patient sicher atmet!

Ich habe gelernt man muss den Puls tasten?

Die klare Antwort lautet: Nein.

Hier gab es eine sehr gute Studie die nachweisen konnte, dass es selbst für Profis in solchen Situationen schwierig ist sicher einen Puls zu tasten. Manchmal tastet man im Stress sogar den eigenen Puls in den Fingern. Dadurch kann die Entscheidung zum Beginn der lebensrettenden Maßnahmen, etwa der Herzdruckmassage, verzögert werden.

Jeder Ersthelfer sollte sich daher darauf konzentrieren, einen Kreislaufstillstand durch Überprüfung der Atmung festzustellen, die Notfallnummer 112 zu wählen und bei unregelmäßiger oder nicht normaler Atmung mit der Wiederbelebung zu beginnen. Diese Überprüfung sollte etwa 10 Sekunden dauern.

Warum ist es so wichtig, den Kopf zu überstrecken?

Bei Bewusstlosigkeit funktioniert unsere Muskulatur nicht wie sonst, der Körper „erschlafft“. Leider passiert auch dies auch mit der Zunge, die ein komplexer Muskelkörper ist. Die Zunge folgt der Schwerkraft und rutscht in Rückenlage nach „hinten“ und verlegt den Atemweg. Es kann keine Luft mehr durch die Luftröhre in die Lunge gelangen.

Daher ist es wichtig zu aller erst einen lebensrettenden Handgriff durchzuführen: Mit einer Hand am Kieferknochen das Kinn anheben, mit der anderen Hand die Stirn nach hinten und unten drücken. Die Zunge wird so angehoben. So kann die Luft wieder in die Lunge gelangen.

Was bedeutet “nicht normale” Atmung oder Schnappatmung?

Nach einem Kreislaufstillstand tritt innerhalb von unter einer Minute der Atemstillstand ein. Für Laien ist dieser nicht immer klar erkennbar, da der Patient manchmal einzelne, schnappende „Atemzüge“ macht. Dies ist eine sogenannte Schnappatmung – hier findet keine „echte“ Atmung statt.

In Studien konnte man zeigen, dass diese in bis zu 40% der Fälle in den ersten Minuten zu beobachten ist und dass sie ebenso mit einem besseren Überleben verbunden ist!

Diese sogenannte Schnappatmung ist aber keine effektive Atmung. Man kann es sich so vorstellen, dass das Atemzentrum durch den Kreislaufstillstand ausgefallen ist. Die Atemmuskulatur versucht nun reflexartig zu atmen. Dabei erzeugt das Zusammenziehen einzelne, geräuschvolle oder japsende Atemzüge. Zwischen diesen eher schnappenden Atemzügen sind langen Pausen und oftmals ein weit geöffneter Mund. Typisch sind durch den Sauerstoffmangel auch bläuliche Verfärbungen der Haut (Lippen, Fingerkuppen).

Diese Schnappatmung ist also keine normale Atmung! Hier findet keine ausreichende

Was muss ich bei einem Notruf beachten?

Viele Menschen denken, dass man bei einem Notruf die 5 „W Fragen“ immer parat haben muss. Das stimmt nicht!

Zur Erinnerung:

  • Wo?
  • Wer?
  • Was?
  • Wie viele?
  • Warten!

Die fünf W-Fragen sind zwar für die Leitstelle hilfreich, aber man hat sie nicht immer parat. Ein Nachlesen vor dem Anruf verzögert den Notruf. Dies kann dem Patienten schaden.

Wenn Sie einen Notruf absetzen befinden Sie sich in einer Ausnahmesituation. Niemand erwartet hier von ihnen, dass Sie professionell und ruhig alle Informationen in einem Satz zusammenfassen!

Der erfahrene Leitstellendisponent geht mit ihnen alles Wichtige durch. In den meisten Regionen Deutschlands führt er Sie im Rahmen einer telefonisch angeleiteten Reanimation durch die notwendigen Schritte bis der Rettungsdienst bei ihnen eingetroffen ist.

Was ist wichtig?

  1. Nennen Sie dem Leitstellendisponenten zu Beginn des Gesprächs möglichst präzise Ihren Standort wie zum Beispiel Straßennamen und Hausnummer, Name an der Klingel oder Wegkreuzung, Raum oder Geschäft. Wenn Sie nicht wissen wo sie sind beschreiben Sie dem Leiststellendisponenten auffällige Dinge in der Umgebung. Mittels vieler Apps auf dem Smartphone (z.B Google Maps) kann man sich heutzutage per GPS seinen Standort ebenfalls anzeigen lassen. Entsenden Sie an unübersichtlichen Orten (zum Beispiel in Gebäuden) eine Person, welche den Rettungsdienst empfängt und zur Einsatzstelle bringt.
  2. Teilen Sie mit, dass die Person bewusstlos ist bzw. Sie keine Atmung feststellen, dann warten Sie auf Rückfragen.

 

Welche Nummer rufe ich an?

Die europaweite Notrufnummer für Rettungsdient und Feuerwehr ist die 112

Merken Sie sich folgendes:

  1. 112 anrufen.
  2. Ort nennen.
  3. Unnormale/fehlende Atmung beschreiben.
  4. Warten.
Was passiert, wenn ich mich vertan habe und jemandem ohne Kreislaufstillstand reanimiere?

Auch hier haben Studien gezeigt, dass nicht sehr viel passieren kann.

In einer solchen Ausnahmesituation ist natürlich und verständlicherweise die Angst bei Ersthelfern da , eventuell die Atmung und Kreislaufsituation falsch zu beurteilen und hier etwas falsch zu machen oder dem Betroffenen sogar Schaden zu zufügen.

Für solche Sorgen gibt es aber im Falle einer Reanimation keinen Grund:

Bewusstlose Menschen, die aufgrund einer sehr flachen Atmung, als „Herzstillstand“ von Ersthelfenden reanimiert werden, tragen nur zu in unter zwei Prozent kleinere Verletzungen, wie Rippenfrakturen oder eine Blutung, davon. Etwas mehr klagen über Schmerzen im Brustbereich die nach wenigen Tagen bis Wochen verschwinden.

Es gilt: Im Zweifel lieber mit der Reanimation beginnen!

 

Was mache ich, wenn weitere Verletzungen vorliegen?

In der Notfallmedizin behandelt man immer zuerst die lebensbedrohlichste Verletzung oder Erkrankung. Das gilt natürlich auch für Ersthelfer!

Ein immer wieder genanntes Beispiel ist der verunglückte Motorradfahrer mit der Frage: Helm abnehmen, oder nicht?

Die Antwort ist: Ja, wenn der Fahrer oder die Fahrerin bewusstlos ist, also nicht ansprechbar oder erweckbar. Hier muss die Atmung überprüft werden um sicherzustellen, dass kein Kreislaufstillstand vorliegt. Eventuell ist auch noch eine Atmung da, aber der Atemweg verlegt und muss mit dem lebensrettenden Handgriff geöffnet werden. Dies kann in der Regel nur ohne Helm geschehen.

Bei einem Herz-Kreislaufstillstand würde der Motoradfahrer ohne Wiederbelebung versterben. Eine mögliche Wirbelsäulenverletzung spielt daher in einem solchen Fall für den Ersthelfer eine untergeordnete Rolle. Das gilt übrigens auch für andere vermutete knöcherne Verletzungen.

Wunden und Brüche haben immer eine geringere Priorität als die Sicherung der Atmung und, wenn diese nicht vorhanden ist, eine schnelle und gute Herzdruckmassage (mit falls möglich Beatmung/Defibrillation).

Eine Ausnahme sind spritzende Blutungen – Eine spritzende Blutung liegt nur bei einem schlagenden Herz vor. Hier sollte ein Helfer die Wunde abdrücken, während der zeite die Atmung prüft und eventuell den Atemweg öffnet.

“Behandle das zuerst, was zuerst zum Tode führt.”

— Grundsatz der Notfallmedizin

 

Muss ich wirklich den Oberkörper frei machen?
Das hängt von einigen Faktoren ab. Verständlicherweise will man in der Öffentlichkeit nicht bei jemanden das T-Shirt ausziehen, aber spätestens wenn der Defibrilator (AED) zum Einsatz kommt wird die Oberbekleidung weichen müssen.
 
Was aber klar ist, ist dass die Frage ob die Kleidung ausgezogen werden soll/muss nicht die Einleitung oder den Beginn der Herzdruckmassage verzögern darf. Eine dicke Daunenjacke oder ein dicker Pullover sollte sofort ausgezogen, hochgeschoben oder geöffnet werden - ein T-Shirt kann auch erst im Verlauf entfernt werden.
 
Die Kleidung darf nicht stören oder es unmöglich machen den richtigen Druckpunkt zu finden. BH-Bügel können stören und Schmerzen beim Ersthelfer verursachen. Hier kann man den BH einfach schnell „nach oben ziehen“ und so den Drückpunkt frei machen. Der Rettungsdienst hat eine Kleiderschere mit der dann weitergearbeitet werden kann.
 
Kann ich bei der Herzdruckmassage etwas falsch machen?
Die klare Antwort: Nein!
Das Herz steht und der Kreislauf steht. Jede Herzdruckmassage verbessert die Überlebenschance und verbessert bei Überleben die Lebensqualität. Jeder noch so geringe Blutfluss versorgt das Gehrin mit Sauerstoff. Natürlich ist eine perfekt durchgeführte Herzdruckmassage besser als eine nicht ganz perfekte – aber auch diese kann helfen.
 
Aber noch einmal zusammengefasst was eine gute Herzdruckmassage ausmacht:
•Der Druckpunkt ist in der „Mitte des Brustkorbes“ oder in der Mitte des Brustbeins.
•Möglichst geringe Zeitspannen ohne Herzdruckmassage also ohne Blutfluss. Unterbrechungen müssen so kurz wie irgendwie möglich gehalten werden.
•Beim Helferwechsel miteinander sprechen und mittels rückwärtszählen den Wechsel so kurz wie möglich halten.
•Die korrekte Drucktiefe ist 5-6cm tief, das benötigt Kraft.
•Die Frequenz mit der die Herzdruckmassage erfolgen muss ist 100-120 Mal /Minute oder 2 x pro Sek.
•Wichtig ist auch, nach dem 5-6cm tiefen Drücken auf den Brustkorb das Gewicht wieder komplett von diesem zu nehmen. Profis nennen das „vollständige Druckentlastung“.
•Warum ist das wichtig: Das Herz füllt sich in dieser Zeit wieder mit Blut, dass dann bei der nöchsten Herzdruckmassage in die Adern „gedrückt“ wird. Entlastet man nicht richtig, kann das Herz sich nicht wieder mit Blut füllen.
•Spätestens alle 2 Minuten abwechseln!
Kann man jemanden durch die Herzdruckmassage schlimmer verletzen?
Wenn man sich anatomisch anschaut was bei der Herzdruckmassage passiert, kann man sich schon vorstelle, dass etwas verletzt wird. Man drückt schliesslich das Herz im Brustkorb von aussen mit Kraft zusammen.
Kurz gesagt gibt es häufige Verletzungen wie z.B Rippenfrakturen oder Rippenserienfrakturen, da diese ja zusammengedrückt werden.
Manche Experten sehen in diesen Frakturen sogar das Zeichen einer guten Herzdruckmassage. Wer einen Herzkreislaufstillstand wegen eurem lebensrettenden Tun überlebt, wird die Schmerzen der Rippenfraktur sehr sicher gerne in Kauf nehmen und euch trotzdem dankbar sein.
 
Selten kommt es zu anderen Verletzungen, die aber aufgrund des Kreislaufstillstands in Kauf genommen werden müssen. Im Krankenhaus wird dann nach solchen geschaut und diese falls nötig versorgt.
Auf den Punkt: Es kann Verletzungen geben, wegen denen ihr euch aber nicht sorgen solltet.
 
Eine gebrochene Rippe heilt, aber ohne Herz-Kreislauf hat der Patient keine Chance.

 

Muss ich eine Mund-zu-Mund Beatmung machen?
Auf eine Beatmung kann, man sie nicht kann, verzichtet werden.
Die Beatmung wird in den Leitlinien zur Reanimation grundsätzlich empfohlen. Wir sehen es so, dass man aber unterscheiden muss ob jemand diese Maßnahme sicher beherrscht oder jemand keine Übung darin hat.
 
Wir empfehlen folgendes:
•Ihr seid darin geübt und zu zweit. Dann folgt auf alle 30 Herzdruckmassagen 2 Beatmungen.
•Der Rettungsdienst braucht vermutlich länger (mehr als 8 Minuten) zu euch, ihr traut es euch zu -dann beatmet.
•Es handelt sich um einen Säugling oder ein Kind oder um eine Reanimation nach Ertrinken. Dann führt die Beatmungen durch.
 

Zusammenfassend sagen wir:

Die Entscheidung Beatmung ja/nein darf den Beginn der Herzdruckmassage nicht verzögern. Ihr traut euch die Beatmung (30 mal Herzdruckmassage – 2 Mal Beatmen) zu, dann führt diese so durch. Bei Kindern und Säuglingen solltet ihr Beatmen, da hier der Herzkreislaufstillstand oft durch einen Sauerstoffmangel ausgelöst wird.
Eigenschutz geht in jedem Fall vor!

 

Kann ich mich bei einer Mund-zu-Mund oder Mund-zu-Nase Beatmung mit Krankheiten anstecken?
Prinzipiell besteht bei jedem Kontakt mit Körperflüssigkeiten ein Ansteckungsrisiko.
Bei der Beatmung über Mund und Nase ist die Gefahr einer Ansteckung mit HIV oder Hepatitis äußerst unwahrscheinlich, wenn der Ersthelfende keine offene Wunde hat.

Mehr als die Hälfte der Herzkreislaufstillstände passieren zu Hause. Daher ist es meistens so, dass der Ersthelfer den Patienten kennt und weiß ob es ansteckende Erkrankungen gibt.

Es gilt trotz geringer Gefahr: Wenn Blut oder Erbrochenes sichtbar sind, wird empfohlen (aus Eigenschutz) nur die Herzdruckmassage durchzuführen und nicht zu beatmen.
 
Beatmungsmasken oder -Tücher als Schlüsselanhänger bieten hier Sicherheit, sodass man nicht in Kontakt mit Körperflüssigkeiten kommt.